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Inhalt

Die Experten-Meinungen zu Antioxidantien, antioxidativen Nahrungs­ergänzungs­mitteln und sekundären Pflanzenstoffen



Prof. Dr. rer. nat. Erich F. Elstner

Technische Universität München

 

Antioxidantien in der Gesundheitsprophylaxe | Deklaration von Saas - Fee
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Antioxidantien in der Gesundheitsprophylaxe

Der Präsident des Schweizerischen Nationalrates, Paul Schmidhalter, schreibt in einer Präambel zum Buch “The evolution of antioxidants in modern medicine“ (K.H. Schmidt, Hrsg., Hippokrates Verlag Stuttgart, 1994):

„Die präventive Medizin kann eine Schlüsselrolle spielen wenn es darum geht, die Kosten für das Gesundheitssystem zu senken; sie muß versuchen, eine Problemlösung für heutige Fragen zu finden, die uns vielleicht morgen alle angehen. Es ist nicht nur die Schweiz, wo sich die Kosten für das Gesundheitssystem dramatisch erhöhen; deshalb sollte sich von den positiven Aspekte der Präventivmedizin jeder Politiker angesprochen fühlen.“

In der Einleitung beantwortet der Herausgeber K.H. Schmidt (Tübingen) die Frage:
„Warum brauchen wir in der modernen Medizin sowohl wissenschaftliche Tätigkeiten als auch breite öffentliche Aufmerksamkeit und Diskussion über präventive Medizin und speziell dazu die Verknüpfung zu den Antioxidantien?“

Mit vier Punkten:

  1. Durch eine Reihe von Erkenntnissen wissen wir heute, daß es sowohl wissenschaftliche wie auch technische Beschränkungen gibt, wesentliche chronische Erkrankungen wie Atherosklerose, Krebs, oder die vielen anderen Alters- oder Streß - verknüpften Erkrankungen zu heilen;
  2. Bei einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen hat sich die Prävention als effektivste Maßnahme zur Reduktion der öffentlichen Ausgaben für die Gesundheitsvorsorge erwiesen;
  3. Die Erhaltung der Gesundheit durch aktive und effektive Prävention von Krankheiten ist ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Lebensqualität und darüber hinaus ein bedeutender ethischer und humanitärer Faktor;
  4. Eine überwältigende wissenschaftliche Beweisfülle legt das präventive Potenzial von Antioxidantien bei chronischen Erkrankungen offen und hat damit die Evolution einer entsprechenden Strategie ausgelöst.

 

Die Schweiz hat eine lange Tradition in der Ausübung diesbezüglicher, präventiver Aktivitäten. Deshalb hat sie herausragende internationale Experten aus vielen Ländern nach Saas - Fee - der Perle der Alpen - zum „Ersten Saas - Fee Forum“ über „Die Evolution der Antioxidantien in der modernen Medizin“ eingeladen.

Am Ende des internationalen Forums haben sich die wissenschaftlichen Teilnehmer entschlossen eine „Deklaration von Saas Fee“ zu erlassen, die inzwischen von einer großen Zahl von internationalen Experten anerkannt und unterzeichnet und damit zur Basis weltweiter Initiativen der Prävention wurde.

 

Deklaration von Saas – Fee (Übersetzung)

Über die Bedeutung von Antioxidantien in der Präventivmedizin

Die weltweite, intensive Forschung über Freie Radikale in den vergangenen 15 Jahren führte 1992 zu der Aussage, daß Antioxidative Nährstoffe eine wesentliche Bedeutung für die Prävention einer Reihe von Erkrankungen haben könnten. Diese umfassen einige Formen von Krebs und zahlreiche andere „Störungen“ von denen viele altersbedingt sein mögen.

  1. Es gibt eine generelle Übereinstimmung darüber, daß in Zukunft noch viel Grundlagenforschung erbracht werden muß, neben weitreichenden, randomisierten Studien sowie in der klinischen Medizin. Dies sollte zu noch genaueren Daten und Aussagen führen.
  2. Die Zielsetzung dieser Arbeiten ist die Verhinderung von Krankheiten. Dies kann durch die Nutzung von Antioxidantien erreicht werden, die natürliche und physiologische Verbindungen darstellen. Dabei sollte das Hauptziel (Strategie) eine optimale Versorgung mit diesen Antioxidativen Nährstoffen als Teil der präventiven Medizin sein.
  3. Es ist auch augenscheinlich, daß zahlreiche Freie Radikale aus unserer Umwelt auf uns einwirken, wie zum Beispiel Ozon, Sonnenlicht oder andere Arten von Strahlung, Smog, Staub und weitere Luftverschmutzungen. Eine
  4. optimale Versorgung mit Antioxidantien erlauben präventive Maßnahmen gegen diese Anfechtungen.
  5. Es herrscht großer Bedarf in der Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung der präventiven Vorteile einer Einnahme von Antioxidativen Nährstoffen. Mittlerweile gibt es überzeugende Nachweise dass Antioxidative Nährstoffe wie Vitamin E, Vitamin C, Karotinoide, alpha - Liponsäure und andere selbst bei hoher Dosierung sicher, d.h. nebenwirkungsfrei sind.
  6. Darüber hinaus gibt es eine generelle Übereinstimmung daß Agenturen von Regierungen, Gesundheitsinstitutionen und Medien diesen Erkenntnistransfer an die Öffentlichkeit unterstützen sollten, insbesondere wegen der Tatsache, daß sowohl Gesundheitsvorteile als auch die öffentlichen Ausgaben eindeutig dafür sprechen.

 

(Bild zum Vergrößern anklicken)

won-gutachten-declaration-saas-fee

Signiert von etwa 70 international
bekannten Wissenschaftlern 15. Juni 1992

 

Inzwischen ist viel Zeit vergangen und zahlreiche Forderungen der Saas – Fee Deklaration wurden von der Grundlagenforschung sowie den Klinikern erfüllt: die Forderungen erwiesen sich als berechtigt und die meisten der schon damals existierenden Aussagen wurden bestätigt.

Gerade die Alterungsforschung hat ganz wesentlich zu neuen Erkenntnissen beigetragen, die vor knapp 20 Jahren noch undenkbar waren. Zum Beispiel die bahnbrechenden Beiträge der Molekularbiologie, der Epigenetik oder der molekularen Bioenergetik: viele Erkrankungen wurden in ihren genetischen Ursachen erkannt und auf molekularer Basis dargestellt.

In zahllosen randomisierten Probandenstudien und darauf folgenden Metaanalysen wurden diese grundlegenden Erkenntnisse auf ihre „Verwertbarkeit und Effekte in vivo“ untersucht. Viele der aktuellen Themen der Prophylaxe gelten dem Altern.

Anfang 2007 hat der Präsident der Max Planck Gesellschaft, Prof. Peter Gruß, ein Buch mit dem Titel: „Die Zukunft des Alterns - Die Antwort der Wissenschaft“ im Verlag C.H. Beck (München) herausgegeben. Nach seinem Vorwort kommen 12 Autoren und Autorengruppen zu Wort, allesamt international anerkannte Experten auf ihrem Gebiet, von der Ethik über die Biochemie bis zur Soziologie und Politik.

Das Buch ist dem 2006 verstorbenen Altersforscher und Direktor des Max Planck Instituts für Bildungsforschung in Berlin, Paul B. Baltes gewidmet, der auch noch das erste Kapitel verfaßt hat.

Prof. Dr. rer. nat. Erich F. Elstner
Freising, 31.03.2008

 


 

Prof. Dr. troph. Michael Hamm

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

 

Prof. Dr. troph. Michael Hamm ist Ernährungswissenschaftler und Dozent im Fachbereich Ökotrophologie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Seine Arbeits- und Lehrgebiete sind: Sportlerernährung, Ernährungsphysiologie, Diätetik und Prävention. Neben seiner Hochschullehrertätigkeit ist Prof. Hamm vor allem als Referent und Buchautor bekannt. Er berät die Zeitung Fit for Fun bei Ernährungsthemen, hat die Fit for Fun-Diät entwickelt und ist Autor verschiedener Fit for Fun-Ratgeber. Von Stiftung Warentest, Focus und Ökotest wurden seine Diätratgeber auf den ersten Platz gesetzt. Sein neuestes Diätbuch (die ideal Diät) war mehrere Wochen auf Platz 1 der Ratgeber-Bestseller-Listen im Stern und Focus.

 

SPS - Sekundäre Pflanzenstoffe gesünder als Vitamine?
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Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe (SPS) gesünder als Vitamine?

Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

Die bekannte gesundheitsfördernde Wirkung einer an pflanzlichen Lebensmittteln reichen Kost kann nicht nur durch den Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballststoffen erklärt werden. Das Interesse von Ernährungswissenschaft und Präventivmedizin   richtet sich zunehmend auf eine Vielzahl weiterer biologisch aktiver Substanzen in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide, die sogenannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffe – die Abkürzung dafür lautet SPS. Mit diesem Begriff erfolgt eine Abgrenzung von den primären Pflanzenstoffen, die die bekannten herkömmlichen Nährstoffe umfassen. Was wissenschaftlich neutral ist, für Laien aber eher unattraktiv klingt, wird unter dem ebenfalls gebräuchlichen Namen "bioaktive Substanzen" sicherlich mehr Interesse finden. Das gesundheitsfördernde Potential dieser Pflanzeninhaltsstoffe wird jedoch am besten durch den englischen Begriff „phytoprotectant“ verdeutlicht. Dies bedeutet „Pflanzen-Schutzstoff“.

 

SPS tragen zum Genuß- und Gesundheitswert eines Essens gleichermaßen bei

Das leuchtende Rot reifer Tomaten, das satte Grün von Brokkoli und die Aromastoffe von würzenden Kräutern und Gemüse, das alles hat mit sekundären Pflanzeninhaltsstoffen zu tun. Pflanzliche Lebensmittel enthalten in geringen Dosen und unglaublicher Vielfalt mehrere Tausend verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe, die ihnen zum Beispiel als Farbstoffe, Wachstumsregulatoren und Abwehrstoffe gegen Schädlinge und Krankheiten dienen.

Die wichtigsten Gruppen sind:

  • Carotinoide
  • Flavonoide
  • Phenolsäuren
  • Phytosterine
  • Glucosinolate
  • Sulfinde
  • und Phytoöstrogene.

 

Diese Komponenten werden zurzeit intensiv untersucht, wobei die Schutzwirkung in Bezug auf die Minderung des Risikos für Herz-, Kreislauf- und Krebserkrankungen im Vordergrund stehen.

 

Obst und Gemüse sind gesund und mehr als nur große Vitamintabletten

Zahlreiche epidemiologische Studien hatten auf ein niedrigeres diesbezügliches Krankheitsrisiko  bei  Bevölkerungsgruppen  mit  hohem  Gemüse-  und  Obstverzehr hingewiesen. Eine der populären Erklärungen dafür war, daß in diesen Lebensmitteln antioxidative Vitamine enthalten sind, und über deren Wirkungsweise der präventive Gesundheitsschutz begründet sei.

Die Euphorie, mit isolierten und hoch dosierten Vitaminpräparaten vergleichbare Effekte erzielen zu können, bekam jedoch durch jüngst veröffentlichte Auswertungen wissenschaftlicher  Studie  einen gehörigen  Dämpfer.  So  titelten  Fach-  und Laienpublikationen: „Das Ende der Supplementierung  mit antioxidativen Vitaminen“ oder „Vitaminpillen: leere Versprechungen“. Dazu ist sicherlich noch nicht das letzte Wort geschrieben worden.
Aus wissenschaftlicher Sicht muß schließlich der Stellenwert von antioxidativen Vitaminen und ihrer richtigen Dosierung bei gesunden und bereits erkrankten Personen, das heißt in der sogenannten Primär- und Sekundärprävention, differenziert betrachtet werden.

Einigkeit herrscht jedoch, was die Empfehlungen zum verzehrten Genuß von Gemüse und Obst im Sinne der „Fünf am Tag“ – Kampagne betrifft. Die damit verbundenen Gesundheitsvorteile sind wissenschaftlich allgemein anerkannt.

 

Das richtige Zusammenspiel von Vitaminen und SPS

Die Überlegenheit von Obst und Gemüse gegenüber isolierten Vitaminen läßt sich wie folgt verdeutlichen. Das oxidativ wirksame Beta-Carotin wird häufig in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen. Beta-Carotin ist zwar ein „Marker“, das heißt ein deutliches Kennzeichen einer gemüse- und obstreichen Ernährung, aber eben nur einer von vielen potenziellen Schutzfaktoren und gesundheitlichen Vorteilen, die sich aus einem insgesamt hohen Gemüse- und Obstverzehr ergeben können. Mit Obst und Gemüse werden neben Beta-Carotin auch weitere Carotinoide wie Canthaxanthin, Lutein, Alpha-Carotin oder Lycopin aufgenommen, die ebenfalls und zum Teil sogar noch stärker antioxidativ wirken.

Außerdem ist die Schutzwirkung der sekundären Pflanzenstoffe im Vergleich zur Wirkung der essentiellen Mikronährstoffe (Vitamin C, E und das Spurenelement Selen) um etliches größer.

Ein einfacher Mengenvergleich zeigt dies eindrucksvoll: Mit der täglichen Mischkost nehmen wir etwa 100 bis 150 mg antioxidative Mikronährstoffe und 1000 bis 1500 mg SPS pro Tag auf. Vegetarier kommen auf noch höhere Werte. Selbst bei vergleichbaren Mengen sind SPS zum Teil deutlich effektiver in ihrer antioxidativen Wirkung als Vitamine. Alles in allem unterstreichen diese  Zusammenhänge  die  große  Bedeutung  von  sekundären Pflanzenstoffen  aus  Obst  und  Gemüse  sowie  Getreide  und  Hülsenfrüchten  als Antioxidanzien und damit als Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs vorbeugende Schutzstoffe. Es ist deshalb nicht angebracht, sich nur auf Vitamine – womöglich noch hoch dosiert in Kapseln und Tabletten – zu verlassen.

Schließlich muß auch die Zusammensetzung von Nahrungsergänzungsmitteln sorgfältig bedacht werden, denn es gibt gerade bei den Antioxidanzien sowohl sich ergänzende, unterstützende Kombinations-Effekte als auch möglicherweise nachteilige oder sogar gegenteilige Folgen zu hoch dosierter Einzelsubstanzen. In einer ausgewogenen Ernährung ist das richtige Zusammenspiel verschiedener Schutzstoffe eher gewährleistet. Tatsächlich geht es bei den Antioxidanzien – und das betrifft die Vitamine und Spurenelemente ebenso wie die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe – um eine balancierte Biochemie.

Fazit: Genießen Sie reichlich Gemüse und Obst – und wenn Sie die empfohlenen Mengen nicht schaffen – auch hochwertige Saftkonzentrate aus einer möglichst großen Vielfalt gesundheitsfördernder Gemüse und Früchte.

 

 

Statt Anti-Aging lieber mit Well-Aging gesund und fit bleiben
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Statt Anti-Ageing lieber mit Well-Ageing gesund und fit bleiben

Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

22 Prozent der Deutschen, d. h. 13 Millionen Menschen, sind derzeit 65 Jahre alt oder älter. In den nächsten Jahren wird ihr Anteil noch steigen. Das Robert-Koch-Institut in Berlin weist darauf hin, dass vor allem die Zahl der über 80jährigen zunehmen wird. Ihr derzeitiger Anteil an der Bevölkerung von 3,5 Prozent wird sich vermutlich bis zum Jahr 2020 auf 6,6 Prozent fast verdoppeln. Mit der steigenden Lebenserwartung wird die Hoffnung verbunden, auch im höheren Lebensalter möglichst gesund, aktiv und selbständig leben zu können. Tatsächlich treten jedoch im Alter Herz-Kreislaufkrankheiten, Skelett-, Muskel- und Stoffwechselerkrankungen wesentlich häufiger auf als bei jungen Erwachsenen und solchen im mittleren Lebensalter.

 

Durch ihren Lebensstil verlieren Deutsche fünf Jahre

In ihrem Jahresbericht 2002 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf hingewiesen, dass die Deutschen und andere Westeuropäer im Durchschnitt fünf Jahre länger gesund bleiben könnten, wenn sie weniger rauchen, sich besser ernähren und sich mehr bewegen würden. Das bekannte Zitat "Der Mensch ist, was er isst" muss also abgewandelt werden in: "Der Mensch erlebt, wie er gelebt hat". Demzufolge eröffnet die gesamte Lebensführung die besten Möglichkeiten, fit und gesund älter zu werden und den Jahren mehr Leben zu geben. Dem Leben (nur) mehr Jahre zu geben, kann dagegen nicht das Ziel sein.

 

Die Generation der "jungen Alten"

Wer einstmals als "alt" galt, wird dank steigender Lebenserwartung heute zunehmend der Gruppe der Hochaltrigen zugeordnet. Einer neuen Generation der "jungen Alten", die es vor wenigen Jahrzehnten überhaupt noch nicht gab, eröffnen sich dagegen völlig neue Chancen, eigene Lebenskonzepte zu verwirklichen und sich in dieser fortgeschrittenen Lebensphase wohl zu fühlen, d. h. körperlich aktiv und geistig beweglich zu sein bzw. zu bleiben. Dies ist selbst dann noch möglich, wenn sich die eine oder andere Grenze oder Einschränkung zeigt. Schließlich gilt: Man ist so jung wie man sich fühlt und lebt.

 

Lebenserwartung, Lebensqualität und Körpergewicht

Sowohl ausgeprägtes Übergewicht infolge allzu reichlicher kalorischer Überernährung und Bewegungsmangel sowie deutliches Untergewicht infolge von Unter-und damit verbundener Mangelernährung erhöhen das Sterberisiko und mindern die Lebensqualität. Eine normo- bis leicht hypokalorische Ernährung mit hohem Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, bioaktiven Pflanzenschutzstoffen sowie einfach ungesättigten Fettsäuren ist anzustreben. Bekanntlich muss es beim Essen im Alter vor allem heißen: Qualität statt Quantität.

 

Schutzfaktoren statt Risikofaktoren: Übereinstimmend heißt es mehr Gemüse und Obst

Das Problem jedoch ist, dass ein Großteil der Bevölkerung – insbesondere ältere Männer – zu wenig Gemüse und Obst essen, um ausreichend geschützt zu sein. Gerade diese pflanzlichen Fitmacher bieten eine Fülle gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe, die weit über das Spektrum der bekannten Nährstoffe wie Vitamin C, Kalium, Magnesium, Folsäure und Ballaststoffe hinausgehen.

Im Zusammenhang mit der so genannten "Radikal-Theorie" des Alterns wird herausgestellt, dass freie Radikale an vorzeitigen Alterungsprozessen beteiligt sind. Deshalb gelten an antioxidativen pflanzlichen Schutzstoffen reiche Gemüse und Früchte geradezu als "Waffen" gegen das (vorzeitige) Altern. Das größte Schutzpotential entfalten diese Schutzstoffe jedoch im natürlichen Verbund und der Vielseitigkeit eines ausgewogenen Speiseplans mit reichlich Gemüse und Obst. Die Präventionskampagne "Fünf am Tag" zielt darauf ab, durch den täglichen Verzehr von fünf Portionen Gemüse und Obst einen wirksamen Schutz vor Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen aufzubauen.

Bestimmte, in Gemüse vorhandene Carotinoide können sogar zur Erhaltung der Sehkraft im Alter und somit gleichzeitig der Lebensqualität beitragen. Gerade im Alter ist es eine willkommene Erleichterung, wenn man bei der Empfehlung, soviel Gemüse und Obst zu essen, auch auf hochwertige Säfte und Saftkonzentrate auf Gemüse-und Obstbasis zurückgreifen darf und diese ganz bewusst in seine Vorsorgestrategie mit einbezieht.

 

Körperliche Aktivität und regelmäßige Bewegung als Jungbrunnen

Wer rastet, der rostet. Dies gilt für den Bewegungsapparat ebenso wie für unser Gehirn. Regelmäßige sportliche Aktivität – vor allem an frischer Luft – fördert die körpereigene, für den Kalziumhaushalt so wichtige Vitamin-D-Produktion und verringert den Verlust an Knochenmasse. Außerdem verbessert sich die Insulinwirkung und das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken, nimmt ab. Regelmäßige Aktivität hat Einfluss auf die Körperzusammensetzung, d. h. es bleibt mehr Muskelmasse im Vergleich zur körperlicher Inaktivität erhalten. Das wiederum hat Einfluss auf den Grundumsatz und beugt einer Gewichtszunahme vor. Die verbesserte Koordination und Beweglichkeit aktiver Menschen kommt als weiteres Argument für ein bewegtes Leben hinzu.

Alles in allem gilt aber wie beim Essen: Es muss Spaß machen, damit man auf Dauer dabei bleibt!  Auf keinen Fall sind gelegentliche Kraftakte zu empfehlen, sondern regelmäßiges moderates Training. Als Orientierung gilt, drei-bis viermal in der Woche 30 bis 45 Minuten körperlich aktiv sein, z. B. Wandern, Walking, Schwimmen oder Rad fahren sowie im Sportverein mitmachen. Ausdaueraktivitäten erhöhen die Leistungsfähigkeit des Herzens,während kräftigende Übungen vor allem das Osteoporoserisiko senken. Außerdem kann man durch körperliche Aktivität ebenso wie durch bestimmte Entspannungsmethoden am besten Stress abbauen.

Damit kommen wir zur psychischen Balance, dem Leben im Einklang mit sich selbst und in Harmonie mit den anderen. Lebensfreude und Freundschaften sind die besten Helfer für den körpereigenen Gesundheitsschutz. Jetzt wird auch das ganzheitliche Verständnis eines harmonischen Anti-Ageings im Sinne des ursprünglichen Diätbegriffs "Diaita" verständlich. Diaita bedeutet gesunde Lebensweise und bezieht die Teilbereiche Ernährung, Bewegung und Entspannung sowie persönliches Lebenskonzept gleichwertig und ausgewogen mit ein.

 

 

Brainfood – intelligent essen
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Brainfood – intelligent essen

Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

Zu den Rahmenbedingungen für erfolgreiche Kopfarbeit zählt selbstverständlich auch die richtige Ernährungsgestaltung. Die Ernährung beeinflusst in vielfältiger Weise unsere intellektuelle Leistungsfähigkeit und die Biochemie unseres Gehirns, d. h. Aufmerksamkeit, Wachheit, Konzentrations- und Lernfähigkeit sowie nicht zuletzt die Stimmungslage. Vergleichbar mit der richtigen Fitnessernährung für sportlich Aktive ist auch beim Thema Brainfood eine kohlenhydratbetonte, eiweißhochwertige Kost mit einer hohen Dichte an Vitaminen und Mineralstoffen das beste Rezept.

 

Gehirn- und Nervennahrung

Für die mentale Leistungsfähigkeit sind insbesondere folgende Nährstoffe und
Nahrungsbestandteile "Gehirn- und Nervennahrung":

  • Energiespendende Kohlenhydrate
  • Proteine als stoffliche und funktionelle Grundlage des Lernens (Neuronen, Synapsen, Gedächtnismoleküle, Nervenbotenstoffe = Neurotransmitter)
  • B-Vitamine als Coenzymbestandteile im Energiestoffwechsel der Nervenzellen und bei der Neurotransmittersynthese
  • Phospholipide ("Lecithine") wie Phosphatidylcholin (PC) und Phosphatidylserin (PS) für die Funktionsfähigkeit der Zellmembranen und damit die Kommunikation der Nervenzellen und Transmitteraktivitäten
  • Antioxidative Vitamine E und C sowie Carotinoide und Polyphenole zum Schutz aller Zellen und der hoch empfindlichen Zellmembranen vor freien Radikalen
  • Magnesium als "Antistress-Mineral" und Eisen für den Sauerstofftransport
  • Wasser für die Durchblutung und den Nährstofftransport ins Gehirn.

 

Kohlenhydrate – best energy für Muskeln, Gehirn und Nerven

Die  Leistungsfähigkeit  des  Gehirns  und  Nervensystems  ist  in  besonderem Maße von einer kontinuierlichen Kohlenhydratversorgung abhängig. Da Gehirnzellen so gut wie keine Vorratsspeicher für Glukose besitzen, stellt der zirkulierende Blutzucker die Hauptenergiequelle für das Gehirn dar. Im Zustand des abfallenden Blutzuckerspiegels, für den es unterschiedliche individuelle Empfindlichkeitsschwellen gibt, lassen Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit merklich nach. Deshalb haben kohlenhydratreiche (Zwischen-) Mahlzeiten einschließlich entsprechender Getränke auch eine so große Bedeutung für die kognitive Leistungsfähigkeit.

 

Proteine – Gedächtnismoleküle und mehr

Proteine (Eiweißstoffe) und Aminosäuren sind dagegen mehr die stoffliche und funktionelle Grundlage des Lernens. Wenn Informationen aufgenommen, verarbeitet und gespeichert werden, führt dies zu stofflichen Veränderungen im Gehirn – die Eindrücke müssen in irgendeiner Form erinnerbar festgehalten werden. Eine Substanz, die wegen ihrer Beschaffenheit dafür von Natur aus bestens  in  Frage  kommt,  ist  das  Eiweiß  bzw.  Protein,  und  zwar  gerade aufgrund  seiner  Fähigkeiten,  sein  Aussehen  und  seine  spezifische Erkennbarkeit vielfältig zu verändern.

Wissenschaftler bezeichnen deshalb die Eiweißstoffe, mit denen offensichtlich Informationen im Langzeitgedächtnis stofflich verankert werden, als Gedächtnismoleküle. Die Eiweißbausteine, die Aminosäuren, sind nicht nur Baumaterial für die verschiedenen Eiweißstoffe sondern  auch  Vorstufen  sogenannter  Neurotransmitter  –  also Nervenbotenstoffe, die als flinke Kuriere im Nervensystem für die Informationsweitergabe sorgen. Sie sind sowohl für die schnelle Informationsübermittlung als auch beim Abrufen von gespeicherten Informationen wichtig.

 

Nervenvitamine

Vitamine greifen als Coenzymbestandteile bzw. Enzymaktivatoren in den Stoffwechsel der Makronährstoffe ein. Bekannt sind insbesondere die Zusammenhänge  zwischen  Vitamin  B1   und  dem  Kohlenhydratstoffwechsel sowie zwischen Vitamin B6  und dem Proteinstoffwechsel. Für die Vitamine B1 und B6 sowie B12 wurde lange Zeit die Bezeichnung neurotrope Vitamine ("Nervenvitamine") verwendet, weil sie in enger Beziehung zum Stoffwechsel der   Nervenzellen   stehen.

So   haben   sie   als   Coenzymbestandteile   eine besondere Bedeutung im Energie- und Eiweißstoffwechsel des neuronalen Systems. Besonders Vitamin B1 (Thiamin) ist als Coenzym für den hohen Glukoseumsatz der Gehirn- und Nervenzellen unverzichtbar. Ein Mangel würde deshalb auch alle energieabhängigen Leistungen im Gehirn und Nervensystem beeinträchtigen. Abnehmende Konzentrationsfähigkeit und zunehmende Reizbarkeit können die Folgen sein.

 

Sauerstoff fürs Gehirn

Neben der kontinuierlichen Versorgung mit Energie ist unser Gehirn, um einwandfrei funktionieren zu können, vor allem auf Sauerstoff angewiesen, der unserer Denkzentrale ständig über den Blutkreislauf zugeführt werden muss. Diese intensive Gehirndurchblutung ist deshalb so lebenswichtig, da es im Gehirn so gut wie keine Reserven an Sauerstoff und Glukose gibt. Dabei übernimmt das Spurenelement Eisen eine lebensnotwendige Funktion beim Transport von Sauerstoff im Blut.

Auch genügend Trinkflüssigkeit ist in diesem Zusammenhang äußerst wichtig. Wasser ist nicht nur an sämtlichen Stoffwechselvorgängen beteiligt – wer zu wenig trinkt, wird dies auch an seiner nachlassenden Konzentrationsfähigkeit bemerken. Wenn das Blut eindickt, verschlechtert sich die Transportleistung für Sauerstoff und Nährstoffe zum Gehirn. Durchblutungsstörungen sind möglich. Tipp: Verdünnte Säfte bzw. Saftkonzentrate löschen nicht nur den Durst der Sportler, sondern sind auch das ideale Getränk für Kopfarbeiter.

Übrigens: Anregendes Koffein kommt aus Tee und Guarana "dosiert" und länger anhaltend zur Wirkung. Und damit die Durchblutung auch wirklich gut funktioniert, soll abschließend auf eine nachahmenswerte Empfehlung der Sportmediziner hingewiesen werden: "Die Bewegung der Beine ernährt das Gehirn."

 

Literaturempfehlung:

Hamm, M.: Brainfood, Mosaik Verlag, München 1999.
Hamm, M.: Powerfood für Spitzenleistungen, Südwest Verlag, München 2001.

 

 

Ernährungsberatung bei chronischen Schmerzen
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Ernährungsberatung bei chronischen Schmerzen

Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

Ernährungsberatung als Bestandteil der Schmerztherapie? Vielleicht ist dies zunächst eine ungewöhnliche Ansicht. Vermutlich denken Sie beim Zusammenhang von Schmerz und Ernährung an die Schmerzen im Magen- Darm-Bereich nach allzu üppigem, unverträglichem oder gar verdorbenem Essen, an Kopfschmerzen nach Weingenuss oder Gallenschmerzen nach dem Verzehr von sehr fetthaltigen Gerichten.

Im Hinblick auf chronische Schmerzen geht es jedoch um eine neue Sichtweise über die Bedeutung der Ernährung. Jeder Betroffene hat die Chance, durch eine sinnvoll zusammengestellte Ernährung sein eigenes Wohlbefinden zu bessern und den chronischen Schmerz günstig zu beeinflussen, denn richtige Ernährung gehört zu den neuen Strategien gegen chronische Schmerzen.

In einem ganzheitlichen Behandlungskonzept hat die richtige Ernährung einen hohen Stellenwert. Dadurch kann eine ärztliche, psychologische und physiotherapeutische Schmerzbehandlung unterstützt und dem Patienten seine Eigenverantwortung und Selbständigkeit erhalten bzw. wiedergegeben werden: Ernährung als persönlicher Beitrag zur Schmerztherapie.

 

Was bedeutet "richtige" Ernährung für Schmerzpatienten?

Große Bedeutung hat hier ein Überträgerstoff im Zentralnervensystem, das sogenannte Serotonin. Ein geringer Serotoningehalt im Gehirn soll mit einer niedrigeren Schmerzschwelle – d. h. erhöhten Schmerzempfindlichkeit – und einer depressiven Stimmung einher gehen. Damit ausreichend Serotonin im Gehirn gebildet und somit das Schmerzempfinden und die Stimmung positiv beeinflusst werden kann, ist die Substanz Tryptophan notwendig. Tryptophan ist   ein   Eiweißbaustein,   der   in   zahlreichen   eiweißhaltigen   Lebensmitteln enthalten ist. Es scheint nun logisch, dass viel Eiweiß gegessen werden sollte, damit  auch  viel  Tryptophan  zu  Serotonin  aufgebaut  werden  kann.  Dies  ist jedoch falsch.

 

Wie sieht das optimale Kohlenhydrat-Protein-Verhältnis aus?

Erst die Kohlenhydrate aus der Nahrung schaffen im Stoffwechsel die Voraussetzung für einen optimalen Transport des Tryptophans ins Gehirn. Mindestens 60 Prozent der Gesamtenergie aus der Nahrung sollten daher Kohlenhydrate sein. Gesunde Kohlenhydratquellen sind Getreideprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst. Der Eiweißgehalt in der Nahrung sollte hingegen relativ gering (10 Prozent der Gesamtenergie) sein. Eiweiß ist enthalten in Milch, Milchprodukten, Fisch, Fleisch und Eiern.

Diese Ernährung schließt sich also an die heutzutage generell empfohlenen Ernährungsrichtlinien an: weniger Fleisch, mehr Getreide, Gemüse und Obst. In der Praxis entspricht diese Ernährung einer lakto-vegetabilen Ernährung (überwiegend  pflanzliche  Kostform  mit  Ergänzung  von  Milch  und Milchprodukten) mit gelegentlichem Verzehr von Fleisch, Fisch und Ei. Dies soll ein Anhaltspunkt dafür sein, was überhaupt kohlenhydratreiche und eiweißarme Ernährung bedeutet.

 

Was ist sonst noch wichtig?

Neben dem richtigen Kohlenhydrat-Eiweiß-Verhältnis in der Nahrung und der bevorzugten Auswahl von Lebensmitteln mit einem hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt (insbesondere Vitamine der B-Gruppe sowie antioxidative Nahrungsbestandteile und Magnesium) spielen in der Ernährung des chronisch Schmerzkranken noch bestimmte mehrfach ungesättigte Fettsäuren eine wichtige  Rolle  im  Sinne  einer  vorbeugenden  Wirkung.  Menschen,  die  zu Migräne neigen ebenso wie Frauen, die am prämenstruellen Syndrom leiden, können von einer gezielten diätetischen Zufuhr bestimmter mehrfach ungesättigter Fettsäuren sowohl der Omega-6- als auch Omega-3-Familie profitieren (z. B. Gamma-Linolensäure, alpha-Linolensäure und Eicosapentaensäure).

Es ist aber auch wichtig, dass regelmäßig über den Tag verteilt gegessen wird. Generell empfehlenswert sind 5 bis 6 Mahlzeiten pro Tag. Lange Pausen (z. B. sechs  Stunden)  zwischen   den  Mahlzeiten   können  bei  Migränepatienten verstärkt zu Migräneattacken führen. Durch "Hungern" am Tag kann es am Abend zu sogenannten Heißhungerattacken kommen, so dass unkontrolliert große Mengen an Nahrungsmitteln innerhalb kürzester Zeit verschlungen werden. Dies belastet den Körper und kann auch zu einem Anstieg des Körpergewichts führen.

 

Warum Genießen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist!

Grundsätzlich soll Ernährung Spaß machen. Die Freude an einer bewusst zusammengestellten und schmackhaften Ernährung ist ein wesentlicher Gesundheitsschutzfaktor und trägt erheblich zur Lebensqualität bei. Dies gilt auch für das "Genießen können". In Ruhe und mit Freude bewusst zu genießen ist sicherlich gesünder und besser, als ständig aus Angst vor Krankheiten zu verzichten. Starre und nur auf bestimmte Nahrungsmittel ausgerichtete Diätvorschriften sind deshalb meist keine Hilfe. Sie schränken vielmehr den Schmerzpatienten, der bereits durch seine Krankheit und ihre Folgen beeinträchtigt ist, zusätzlich ein.

Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung kann den Schmerz nicht heilen, jedoch ein Weg zu mehr Wohlbefinden und Linderung des Schmerzgeschehens als Unterstützung der psychologischen, ärztlichen und physiotherapeutischen Maßnahmen sein.

 

 

Essen und trinken in der zweiten Lebenshälfte
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Essen und trinken in der zweiten Lebenshälfte

Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

Anti-Aging-Programme haben zur Zeit Hochkonjunktur. Dabei stellt sich auch die Frage: "Kann man sich jung essen?" Eine abwechslungsreiche und dem Bedarf entsprechende Ernährung ist in jedem Lebensalter eine der wichtigsten Voraussetzungen für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden. Gesundheit und Leistungsfähigkeit können allerdings im fortgeschrittenen Alter durch Fehlernährung (zu viel Kalorien, Fett und Alkohol sowie Mangel an bestimmten  Vitaminen   und   Mineralstoffen)   weitaus   stärker   beeinträchtigt werden, als dies in jüngeren Jahren der Fall ist (ohne zu vergessen, dass sich diese Fehler dann in späteren Jahren bemerkbar machen). Auch scheinbar nur geringfügige Fehler in der Ernährung, die über Jahre hinweg gemacht werden, summieren sich im Laufe der Zeit und machen sich besonders in der zweiten Lebenshälfte bemerkbar.

 

Gibt es eine Altersdiät?

Grundsätzlich gilt, dass es jedoch keine besondere Schonkost oder gar "Altersdiät" gibt, vielmehr ist eine dem Lebensalter angepasste, vollwertige Ernährung notwendig, um in der zweiten Lebenshälfte Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten oder diese gegebenenfalls soweit wie möglich wieder herzustellen.

Es  muss  allerdings  –  um  hier  Missverständnissen  vorzubeugen  –  deutlich gesagt werden: Alterungsvorgänge sind natürliche biologische Prozesse im Laufe des Lebens, die niemand verhindern kann. Ein gesundheitsbewusstes Verhalten, vollwertige Ernährung (hohe Nährstoffdichte, reich an Gesundheitsschutzstoffen)  und  körperliche  Aktivität  sowie  geistige Beweglichkeit sind jedoch die besten "Helfer", sich körperlich und geistig bis ins hohe Alter fit zu halten.

 

Wie muss die Ernährung angepasst werden?

Die Ernährung im höheren Lebensalter ist auszurichten auf einige strukturelle Veränderungen und funktionelle Einschränkungen. Mit zunehmendem Lebensalter und bei gleichzeitig verringerter körperlicher Aktivität nimmt der Grundumsatz allmählich ab. Dies macht es notwendig, weniger, d. h. kalorienärmer zu essen.

Das persönlich richtige Maß beim Essen erfordert aber in jedem Fall ein ganz besonderes Qualitätsbewusstsein, um nicht einen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen zu erleiden. Folgerichtig muss es heißen: Qualität statt Quantität. Frisches Gemüse und Obst, feinkrumiges Vollkornbrot und Kartoffeln, fettarme Milchprodukte und mageres Fleisch sowie Seefisch sind empfehlenswert.

Mehr  Bewegung  kann  hier  für  einen  gewissen  Ausgleich  sorgen  und  dem Abbau von Muskulatur entgegenwirken. Ausreichend Bewegung im Freien erhöht den Energieumsatz, erlaubt eine höhere Energiezufuhr und damit eine bessere Versorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen. Unter dem Einfluss des Sonnenlichts wird die Bildung von Vitamin D gefördert, das für den Kalziumhaushalt und Knochenstoffwechsel wichtig ist.

Da das Durstgefühl im Alter oft vermindert ist, muss vor allem auf ausreichend Trinkflüssigkeit, zirka 1 bis 1,5 Liter, gleichmäßig über den Tag verteilt, geachtet werden. Damit man das Trinken nicht vergisst, sollten Getränke wie Säfte, Mineralwasser oder Tee in sicht- und greifbarer Nähe bereitgestellt werden.

 

Öfter kleine Mahlzeiten

Mit Rücksicht auf die im Alter zunehmende Schwierigkeit der Regulierung von Blutzucker- und Blutfettwerten, werden durch Mahlzeitenverteilung im Tagesverlauf Stoßbelastungen dieser Stoffwechselwege vermieden, wie sie bei wenigen üppigen Portionen leichter auftreten.

 

Welche Einflüsse auf die Ernährung sind sonst noch zu beachten?

Verschiedene Gesichtspunkte können die Lebensqualität der Ernährungsversorgung im höheren Lebensalter beeinträchtigen: Probleme mit den Zähnen bzw. Zahnprothesen, veränderter Geschmacks- und Geruchssinn und damit verbunden Appetitlosigkeit sowie Magen-Darm-Beschwerden. Deshalb sind auch das appetitliche Anrichten der Speisen, ein freundlich gedeckter Esstisch und das fantasievolle Würzen wichtig. Einfluss auf den Nährstoffbedarf haben eine möglicherweise mangelnde Absorption (= Nährstoffaufnahme), Medikamenteneinnahme – hier müssen insbesondere Abführmittel  und  die  oft  gleichzeitige  Verwendung  mehrerer  Arzneimittel erwähnt werden – sowie Alkoholkonsum.

 

Praxistipp:

Ausreichend Trinkflüssigkeit, Bewegung und Ballaststoffe können der Darmträgheit  am  besten  vorbeugen.  Falsche  Ernährung  äußert  sich  bei Senioren meist in Form von unspezifischen Beschwerden wie Antriebsverminderung, Schläfrigkeit, Beeinträchtigung der Merkfähigkeit und Appetit- oder Gewichtsverlust. Manche dieser Beschwerden werden vorschnell dem Alterungsprozess zugeschrieben und nicht als Anzeichen eines Vitaminmangels erkannt. In diesem Fall können Nahrungsergänzungsmittel für einen schnell und sicheren Ausgleich sorgen. Achten Sie insbesondere auf die Vitamin C, E, B12 und Folsäure.

Das tägliche Glas Gemüsesaft versorgt Sie gleichzeitig mit Pflanzenschutzstoffen, die  vor vorzeitigen  Alterungsvorgängen  schützen können. Überhaupt sind hochwertige Säfte und Saftkonzentrate für Senioren eine geschmacklich attraktive Lösung beides zu verbessern: die Flüssigkeitszufuhr und die Aufnahme lebensnotwendiger Vitamine und Mineralstoffe sowie wichtiger gesundheitsfördernder Pflanzenstoffe.

 

 

Richtig Essen von Anfang an: Gesunde Familie – gesunde Kinder
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Richtig Essen von Anfang an: Gesunde Familie – gesunde Kinder

Prof. Dr. troph. Michael Hamm Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

Ein  entspanntes  Essen  in  fröhlicher  Runde  am  gemeinsamen Familientisch ist der beste Lernort in Sachen gesunder Ernährung für Kinder. Und da Kinder bekanntlich nicht unbedingt das tun, was Eltern – wohlmöglich  noch  mit  erhobenem  Zeigefinger  und  Appellen  an  die Vernunft  und  Gesundheit  –  von  ihnen  fordern,  sollten  Sie  folgendes wissen.

Kinder ahmen eher das Verhalten ihrer Eltern nach, als dass sie ihre Erziehungsregeln befolgen. Gehen Sie also beim Essen und auch bei der ebenso wichtigen Bewegung lieber mit gutem Beispiel voran. Kinder können schließlich nur das kennen lernen und mögen, was ihnen regelmäßig angeboten wird. Wenn der Vater keinen Salat isst und die Mutter kein Vollkorn mag, wird das Kind auch keinen Geschmack daran finden.

Eine gute Startchance für ein gesundes Essverhalten ist deshalb ein möglichst vielseitiges Lebensmittel-, Getränke- und Speiseangebot – allerdings nicht unter den ständigen Hinweisen: "Das ist besonders gesund." "Was auf den Teller kommt, wird gegessen!"

Wer als Kind ständig beim "Was", "Wann" und "Wie viel" von anderen bestimmt wurde, hat vermutlich auch verlernt, auf seine natürliche Hunger- Sättigungsregulation zu achten. Ebenso falsch ist es, Lebensmittel als Erziehungsmittel zur Belohnung oder als Trostpflaster einzusetzen.

 

Gesunde Ernährung – der beste Start für eine gesunde Entwicklung

Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche im Wachstum sind neben Schwangeren und Stillenden die für einen Nährstoffmangel empfindlichste Bevölkerungsgruppe. Sie reagieren in der sensiblen Phase der rasch ablaufenden körperlichen und geistigen Entwicklungsvorgänge (Wachstumsphase) empfindlicher auf einen Nährstoffmangel als Erwachsene. Das betrifft z. B. die für die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sowie für die Wachstumsvorgänge besonders wichtigen B-Vitamine neben einem genügend hohen und qualitativ hochwertigem Eiweißangebot.

Unter den Mineralstoffen ist das Kalzium für Knochen und Zähne in der Wachstumsphase  an  erster  Stelle  zu  nennen.  Eine  gute Kalziumversorgung in jungen Jahren ist der beste Osteoporoseschutz im Alter, da so von Anfang an eine gute Knochenfestigkeit angelegt wird. Andere lebensnotwendige Nährstoffe wie Vitamin C, Vitamin E und Beta- Carotin – die Vorstufe von Vitamin A – sind dagegen vor allem Schutzvitamine, welche die körpereigene Krankheitsabwehr stärken. Bei einer optimalen Versorgung mit diesen Schutzvitaminen werden Kinder auch mit Infektionskrankheiten leichter fertig. Vitamine sind zwar kein "Allheilmittel" gegen Schulstress und Lernschwierigkeiten. Aber wenn ein entsprechender Nährstoffmangel vorliegt und als Mitverursacher für diese Probleme anzusehen ist, so muss er ausgeglichen werden.

Ebenso wichtig sind ein regelmäßiges Frühstück und ein Zwischendurchimbiss, um am Schulvormittag fit und konzentrationsfähig zu bleiben. Ziel ist eine ausgewogene, vollwertige Mischkost mit Schwerpunktsetzung auf Obst, Gemüse, Vollkorn- und fettarmen Milchprodukten ergänzt durch Fisch, Fleisch und Ei.

 

Kinder essen anders

Kinder entwickeln aber Vorlieben und Abneigungen. Bei jeder Form von einseitiger Ernährung, insbesondere wenn wenig frisches Gemüse oder Obst, dafür aber lieber zucker- und fettreiche Lebensmittel gegessen werden, kann es zu Defiziten in der Vitamin- und Mineralstoffversorgung kommen. Neben Vitamin C und Provitamin A können durch bevorzugten Fast-Food- und Süßigkeitenverzehr die Vitamine B1, B2, Folsäure sowie Kalzium und Magnesium ebenso wie die bioaktiven Pflanzenschutzstoffe zu kurz kommen. Süßigkeiten im Übermaß können zu einer eingeschränkten Nahrungsaufnahme bei den Hauptmahlzeiten führen. So essen sich Kinder z. B. auf dem Nachhauseweg mit Süßigkeiten (vorübergehend) satt und haben dann keinen Appetit mehr auf ein vitamin- und mineralstoffreiches Mittagessen.

Kinder  Essen  auch  nicht  jeden  Tag  gleich  viel.  Wenn  sie  sich  viel bewegen, brauchen sie mehr als in ruhigen Phasen. Wird allerdings über mehrere Tage sehr wenig gegessen, besteht – ähnlich wie bei sehr einseitiger Ernährung – die Gefahr eines Nährstoffmangels. Wenn jedoch bestimmte Lebensmittel vorübergehend abgelehnt werden oder zeitweise – aus welchen Gründen auch immer – keine vollwertige Lebensmittelauswahl erfolgt, ist ein angereichertes Getränk auf der Basis von Obst und Gemüse in bunter Vielfalt eine gerade für Kinder und Jugendliche geeignete sichere Möglichkeit, einem Nähr- und Schutzstoffmangel vorzubeugen.

Da   Kinder   und   Jugendliche   ohnehin   viel   trinken   müssen,   ist   die Zubereitung  eines  hochwertigen  Obst-  und  Gemüsetrunks  –  gut  mit Wasser verdünnt – eine geradezu ideale Lösung, die dem Kind schmeckt und Gesundheit ohne viel Worte schmackhaft macht.

 

 

Nahrungsergänzungen – der richtige Weg zur Optimierung der Nährstoffversorgung oder überflüssig?
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Nahrungsergänzungen – der richtige Weg zur Optimierung der Nährstoffversorgung oder überflüssig?

von Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

Aktuellen Marktforschungsergebnissen zur Folge glauben etwa 40 Prozent der Bevölkerung, dass sie mit der Nahrung nicht genug Nährstoffe bekommen. Jeder Vierte greift bereits vorsorglich zu Nahrungsergänzungen. Es handelt sich dabei vor allem um Personen, die einen höheren Bildungsstatus haben, sich regelmäßig sportlich betätigen, sich eher gesund ernähren und nicht übergewichtig sind. Die Meinung, Vitamin- und Mineralstoffpräparate würden eine Art Alibifunktion haben, also anstelle eines mangelnden Ernährungsbewusstseins verwendet werden, kann so nicht länger aufrechterhalten werden.

 

Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel

Diese bekannte Feststellung bezieht sich auf die Tatsache, dass die Erreichung der Nährstoffzufuhrempfehlungen – so genannte Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr – mit einer richtigen Lebensmittelauswahl möglich ist. Eine Ernährung, die reich an Gemüse und Obst (fünf Portionen am Tag) und Vollkornprodukten ist, Milch und Milchprodukte sowie einen maßvollen Umgang mit Fleisch, Wurst, Eiern und Fisch (mindestens  einmal  wöchentlich)  einschließt  und  obendrein  noch  fettbewusst gestaltet wird, erfüllt alle Vorgaben einer präventiven gesundheitsfördernden Nährstoffversorgung.

Der oben beschriebenen Idealernährung steht jedoch bekanntlich die Alltagskost gegenüber. Fehlendes Ernährungsbewusstsein, Zeitmangel, hoher Anteil an Fast Food und Fertigprodukten, hoher Verarbeitungsgrad der Lebensmittel, häufiges Außerhaus-Essen, ungünstige und lange Lagerung von Gemüse und Salat, abnehmende Mengen- und Spurenelementgehalte in pflanzlichen Lebensmitteln, mangelnde Sorgfalt bei der Zubereitung der Speisen im Haushalt sowie häufiges Diäthalten – all dies kann die Qualität unserer Nährstoffversorgung empfindlich beeinträchtigen. Eine damit verbundene Mangelversorgung an einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen lässt sich zwar mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln kaschieren, löst aber das Problem nicht ganz.

 

Können Nahrungsergänzungsmittel eine ausgewogene Ernährung ersetzen?

Hier ist die Antwort ein klares "Nein"! Schließlich macht schon der Name Nahrungsergänzungsmittel deutlich, dass die Nahrung nicht ersetzt, sondern unter bestimmten Bedingungen nur gezielt ergänzt werden soll. Außerdem kann ein Nahrungsergänzungsmittel, das in der Regel hauptsächlich Vitamine, Mengen- und Spurenelemente enthält, nicht die Grundfehler einer unausgewogenen Ernährung wie zu viel Fett und zu wenig Kohlenhydrate und Ballaststoffe "ausbügeln".

Nahrungsergänzungsmittel, die wiederum nur auf Vitaminen und Mineralstoffen basieren, enthalten nicht das ganze Spektrum gesundheitsfördernder Nahrungsinhaltsstoffe. Schließlich sind  Zitronen und Paprika  mehr als große Vitamin-C-Tabletten.  In  Obst  und  Gemüse  stecken eine Fülle so genannter sekundärer Pflanzenstoffe wie natürliche Farb-, Duft- und Geschmacksstoffe, die nicht nur die Attraktivität dieser Lebensmittel ausmachen, sondern auch wesentlich für ihren Gesundheitswert mit verantwortlich sind. Deshalb sind auch Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis natürlicher Obst- und Gemüsekonzentrate isolierten Vitaminpräparaten vorzuziehen.

 

Wer kann von Nahrungsergänzungsmitteln profitieren?

Nährstoffzufuhrempfehlungen (Referenzwerte) sind nicht so knapp bemessen, dass jede Unterschreitung mit der Nahrungsaufnahme gleich zu einem Mangel führt. Dennoch sollten wir bestimmte Mikronährstoffe im Auge behalten, weil sie generell oder bei einzelnen Personen und Bevölkerungsgruppen leicht kritisch werden können. Damit kann zumindest ein marginaler (= leichter) Nährstoffmangel verbunden sein.

Allgemein  kritisch  ist  die  Versorgung  mit  Jod  und  Folsäure.  Frauen  müssen besonders auf eine ausreichende Eisenversorgung achten, und wenn sie häufig Diät halten, kann auch das fettlösliche Vitamin E ins Defizit geraten. Bei Senioren ist das für den Kalziumhaushalt (Knochenstoffwechsel) so wichtige Vitamin D oft knapp in der Ernährung. Kinder und Jugendliche müssen wiederum auf eine optimale Kalziumzufuhr zur Anlage einer hohen Knochenfestigkeit achten. Eine der empfindlichsten Bevölkerungsgruppen für eine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sind schließlich Schwangere und Stillende. Diese sensiblen Personen im Hinblick auf einen potentiellen Nährstoffmangel, zu denen übrigens auch Raucher und Menschen mit starkem Alkoholkonsum zählen, bezeichnen Ernährungswissenschaftler auch als Risikogruppen.

Nahrungsergänzungen sind also unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll für:

  • Personen mit erhöhtem Vitamin- und Mineralstoffbedarf wie Frauen während Schwangerschaft und Stillzeit, Leistungssportler, aber auch Raucher und solche, die viel Alkohol konsumieren.
  • Personen   mit   geringer   Energiezufuhr,   zum   Beispiel   während   längerer Schlankheitsdiäten oder alte Menschen mit verringertem Energiebedarf.

Je weniger man isst, desto schwieriger wird schließlich eine lückenlose und bedarfsgerechte Nährstoffversorgung.

 

Fazit:

Nahrungsergänzungsmittel sind für bestimmte Risikogruppen mit einem besonderen Bedarf oder zur Sicherstellung der Bedarfsdeckung bei besonderen Schwierigkeiten einer bedarfsgerechten Versorgung wie einseitiger bzw. eingeschränkter und unzureichender Ernährung sinnvoll. Sie erleichtern damit die Erhaltung und Förderung von Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.

 

 

Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Nährstoffen
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Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Nährstoffen

von Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler, Hamburg

 

Bei vielen Erkrankungen bildet die medikamentöse Behandlung den Grundpfeiler therapeutischer Maßnahmen. Ältere Menschen müssen zum Teil verschiedene Medikamente gleichzeitig einnehmen. Chronisch Kranke wie Patienten mit Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Rheuma benötigen Medikamente über viele Jahre.

Die Auswirkungen von Pharmaka auf den Nährstoffhaushalt sind vielfältig und können unterschiedlich ausgeprägte Anzeichen eines Nährstoffmangels hervorrufen.  Sie  können  zumindest  zu  unspezifischen Befindlichkeitsstörungen und damit zur Einschränkung des Wohlbefindens führen. Zum Teil sind aber auch ernsthafte Folgen damit verbunden. So bewirkt die Therapie mit Glukokortikoiden bei rheumatischen Erkrankungen einen Kalziumverlust, so dass bei der Behandlung gleichzeitig einer Osteoporose durch vermehrte Kalziumzufuhr vorgebeugt werden muss. Andere Substanzen können über Stoffwechselvorgänge den Bedarf an Nährstoffen erhöhen, ebenso ist es möglich, dass durch Arzneimittel Nährstoffe vermehrt über Darm und Nieren ausgeschieden werden. Schließlich kann auch durch Medikamente der Appetit verändert werden, so dass dadurch die Nahrungsaufnahme beeinflusst wird.

 

Wer gehört zu einer Risikogruppe für eine Arzneimittel-Nährstoff- Wechselwirkung?

Die  möglichen  Wechselwirkungen  sind  abhängig  vom  Ernährungszustand des Patienten, der Art des Medikaments und der Höhe sowie vor allem der Dauer der Arzneimitteleinnahme. Hinzu kommen noch weitere Einflussfaktoren, insbesondere Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum und der Einfluss von Schadstoffen aus der Umwelt, die ebenfalls alle den Nährstoffbedarf erhöhen können, da sie zu einem vermehrten Verbrauch führen.

Personen, die über lange Zeit Medikamente einnehmen wie chronisch Kranke (Diabetiker, Hypertoniker, Patienten mit Fettstoffwechselstörungen, Rheumatiker, psychisch Kranke, HIV-Infizierte etc.) und solche, die ständig Arzneien wie Schmerzmittel, Säurehemmer und Abführmittel einnehmen, zählen  zu  einer  Risikogruppe  für  einen  Vitamin-  und  Mineralstoffmangel. Wer Schmerzmittel   (z.B. Acetylsalicylsäure) oder orale Kontrazeptiva (Östrogen-Progesteron-Kombinationen) nimmt, benötigt mehr Vitamine, u. a. Vitamin C, Vitamin B6 und Folsäure.

Abführmittel und Entwässerungstabletten führen vor allem zu Kalium- und Magnesiumverlusten. Kortison gegen Entzündungen entzieht dem Körper Kalzium und Kalium, wodurch ein Mehrbedarf an diesen Mineralstoffen entsteht. Mittel gegen Übersäuerung des Magens können die Aufnahme von Eisen und anderen Mengen- und Spurenelementen vermindern.

Auf keinen Fall ist eine unkontrollierte Selbstmedikation zu empfehlen. Deshalb gelten die folgenden Ratschläge:

  • Arzneimittel   nur  aufgrund   einer   ärztlichen   Verordnung   und   in   der angegebenen Dosierung einnehmen.
  • Bei ernährungsabhängigen Krankheiten (z. B. Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus und Bluthochdruck) trägt die konsequente Beachtung der Diätprinzipien wesentlich zum Behandlungserfolg bei und ermöglicht einen sparsamen Einsatz von Medikamenten, falls diese erforderlich sind.
  • Fehlernährung  macht  dagegen  die  Arzneimittelwirkung  unsicher.  Die Dosierung der Medikamente wird individuell von Ihrem Arzt festgelegt und kontrolliert.
  • Betroffene sollten grundsätzlich auf eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung achten, genügend Flüssigkeit – vor allem Wasser und Säfte – aufnehmen sowie den Alkoholkonsum einschränken.
  • Arzneimittelinformationen    sollten    sorgfältig    durchgelesen    und    im Zweifelsfall  der  Apotheker  oder  Arzt  um  Rat  und  auch  nach  einer sinnvollen Nahrungsergänzung (z. B. mit Kalzium oder Folsäure) gefragt werden. Zu bedenken ist, dass einige Vitamine bereits aufgrund der gegenwärtigen Ernährungssituation nicht ausreichend aufgenommen werden und dass geringfügige Defizite ohnehin schon zu Befindlichkeitsstörungen führen können.

 

Welche Bedeutung haben diese Zusammenhänge in der Praxis?

Nicht jedes Medikament führt gleich zu einem Nährstoffmangel. Aber in Abhängigkeit der Dosis und Einnahmedauer empfiehlt es sich, auf Lebensmittel (und eventuell Nahrungsergänzungsmittel) zurückzugreifen, die eine sichere Quelle für die betreffenden Vitamine darstellen. Besonders empfehlenswert sind hochwertige, auf verschiedenen Gemüsen und Früchten basierende Saftkonzentrate, weil sie ein breites Nährstoffspektrum, u. a. Folsäure und Vitamin C, Kalium und Magnesium sowie wichtige Pflanzenschutzstoffe, d. h. sekundäre Pflanzenstoffe, bereitstellen.



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